Führungen durchs „Denkhäuschen‟: Räumliches Schreiben, Autofiktion und Gesellschaftskritik bei Jelinek und Bernhard

Jessica Ortner

doi:10.1111/oli.2018.73.issue-6

Führungen durchs „Denkhäuschen‟: Räumliches Schreiben, Autofiktion und Gesellschaftskritik bei Jelinek und Bernhard

Department of English, Germanic and Romance Studies

Abstract

Anhand einer Analyse von Elfriede Jelineks Internetroman Neid (Mein Abfall von allem) (2007–2008) und Thomas Bernhards Roman Auslöschung. Ein Zerfall (1986) geht diese Studie der bisher wenig erforschten Frage nach, inwiefern sich ästhetische Ähnlichkeiten im Schreiben der beiden Autoren finden lassen. Der Artikel zeigt, dass Reflexionen und Abschweifungen in beiden Romanen einen wichtigeren Stellenwert einnehmen als die Geschichte, die die Erzählinstanz vorgibt, erzählen zu wollen. So ist den Romanen eine radikale Absage an eine lineare Schreibweise nachweisbar. Dieses non-lineare ästhetische Prinzip (Genette) lässt die Handlung der Figuren in den Hintergrund treten und schafft stattdessen eine prominente Erzählinstanz, die Bernhard und Jelinek spielerisch mit ihrer im öffentlichen Raum vorherrschenden „Ich-Legende“ in Verbindung bringen (Löffler,). Durch ein bewusstes Spiel mit der Trennlinie zwischen Erzähler, Autor und Figur nehmen die Romane autofiktionale Züge an (Zipfel,), die Bernhard und Jelinek auf unterschiedliche Weise für einen Verweis auf faschistische Machtstrukturen der österreichischen Gesellschaft nutzen.

Original language	German
Journal	Orbis Litterarum
Volume	73
Issue number	6
Pages (from-to)	487-505
ISSN	0105-7510
DOIs	https://doi.org/10.1111/oli.2018.73.issue-6
Publication status	Published - Dec 2018

Access to Document

10.1111/oli.2018.73.issue-6

http://doi.wiley.com/10.1111/oli.12194

Cite this

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TY - JOUR

T1 - Führungen durchs „Denkhäuschen‟

T2 - Räumliches Schreiben, Autofiktion und Gesellschaftskritik bei Jelinek und Bernhard

AU - Ortner, Jessica

PY - 2018/12

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N2 - Anhand einer Analyse von Elfriede Jelineks Internetroman Neid (Mein Abfall von allem) (2007–2008) und Thomas Bernhards Roman Auslöschung. Ein Zerfall (1986) geht diese Studie der bisher wenig erforschten Frage nach, inwiefern sich ästhetische Ähnlichkeiten im Schreiben der beiden Autoren finden lassen. Der Artikel zeigt, dass Reflexionen und Abschweifungen in beiden Romanen einen wichtigeren Stellenwert einnehmen als die Geschichte, die die Erzählinstanz vorgibt, erzählen zu wollen. So ist den Romanen eine radikale Absage an eine lineare Schreibweise nachweisbar. Dieses non-lineare ästhetische Prinzip (Genette) lässt die Handlung der Figuren in den Hintergrund treten und schafft stattdessen eine prominente Erzählinstanz, die Bernhard und Jelinek spielerisch mit ihrer im öffentlichen Raum vorherrschenden „Ich-Legende“ in Verbindung bringen (Löffler,). Durch ein bewusstes Spiel mit der Trennlinie zwischen Erzähler, Autor und Figur nehmen die Romane autofiktionale Züge an (Zipfel,), die Bernhard und Jelinek auf unterschiedliche Weise für einen Verweis auf faschistische Machtstrukturen der österreichischen Gesellschaft nutzen.

AB - Anhand einer Analyse von Elfriede Jelineks Internetroman Neid (Mein Abfall von allem) (2007–2008) und Thomas Bernhards Roman Auslöschung. Ein Zerfall (1986) geht diese Studie der bisher wenig erforschten Frage nach, inwiefern sich ästhetische Ähnlichkeiten im Schreiben der beiden Autoren finden lassen. Der Artikel zeigt, dass Reflexionen und Abschweifungen in beiden Romanen einen wichtigeren Stellenwert einnehmen als die Geschichte, die die Erzählinstanz vorgibt, erzählen zu wollen. So ist den Romanen eine radikale Absage an eine lineare Schreibweise nachweisbar. Dieses non-lineare ästhetische Prinzip (Genette) lässt die Handlung der Figuren in den Hintergrund treten und schafft stattdessen eine prominente Erzählinstanz, die Bernhard und Jelinek spielerisch mit ihrer im öffentlichen Raum vorherrschenden „Ich-Legende“ in Verbindung bringen (Löffler,). Durch ein bewusstes Spiel mit der Trennlinie zwischen Erzähler, Autor und Figur nehmen die Romane autofiktionale Züge an (Zipfel,), die Bernhard und Jelinek auf unterschiedliche Weise für einen Verweis auf faschistische Machtstrukturen der österreichischen Gesellschaft nutzen.

U2 - 10.1111/oli.2018.73.issue-6

DO - 10.1111/oli.2018.73.issue-6

M3 - Tidsskriftartikel

SN - 0105-7510

VL - 73

SP - 487

EP - 505

JO - Orbis Litterarum

JF - Orbis Litterarum

IS - 6

ER -