Führungen durchs „Denkhäuschen‟: Räumliches Schreiben, Autofiktion und Gesellschaftskritik bei Jelinek und Bernhard

Abstract

Anhand einer Analyse von Elfriede Jelineks Internetroman Neid (Mein Abfall von allem) (2007–2008) und Thomas Bernhards Roman Auslöschung. Ein Zerfall (1986) geht diese Studie der bisher wenig erforschten Frage nach, inwiefern sich ästhetische Ähnlichkeiten im Schreiben der beiden Autoren finden lassen. Der Artikel zeigt, dass Reflexionen und Abschweifungen in beiden Romanen einen wichtigeren Stellenwert einnehmen als die Geschichte, die die Erzählinstanz vorgibt, erzählen zu wollen. So ist den Romanen eine radikale Absage an eine lineare Schreibweise nachweisbar. Dieses non-lineare ästhetische Prinzip (Genette) lässt die Handlung der Figuren in den Hintergrund treten und schafft stattdessen eine prominente Erzählinstanz, die Bernhard und Jelinek spielerisch mit ihrer im öffentlichen Raum vorherrschenden „Ich-Legende“ in Verbindung bringen (Löffler,). Durch ein bewusstes Spiel mit der Trennlinie zwischen Erzähler, Autor und Figur nehmen die Romane autofiktionale Züge an (Zipfel,), die Bernhard und Jelinek auf unterschiedliche Weise für einen Verweis auf faschistische Machtstrukturen der österreichischen Gesellschaft nutzen.

OriginalsprogTysk
TidsskriftOrbis Litterarum
Vol/bind73
Udgave nummer6
Sider (fra-til)487-505
ISSN0105-7510
DOI
StatusUdgivet - dec. 2018

Citationsformater